Herbert Kauschmann (1940–2022)

Herbert Kauschmann kann man ohne Zweifel als Berliner Schachlegende und Urgestein bezeichnen. In der alten „Westberliner Zeit“ war er mehrfach auf deutscher Ebene für Berliner Vereine am Brett. 1974 spielte er in der Endrunde zur Deutschen Mannschaftsmeisterschaft (dem Vorläufer der Bundesliga) am ersten Brett für Lasker Steglitz und holte da immerhin einen Sieg gegen den damaligen deutschen Spitzenspieler Paul Tröger. Im Jahr 1985 verhalf er dem SK Zehlendorf zum Aufstieg in die Bundesliga. Auch in Einzelturnieren konnte er beachtliche Erfolge erzielen: 1986 wurde er Berliner Einzelpokalsieger, von 1967 bis 1997 erreichte er mehrfach starke Platzierungen bei Berliner Einzelmeisterschaften. Bei Konkurrenten wie Jürgen Dueball, Werner Reichenbach, Robert Rabiega oder Mladen Muse reichte es zwar nie zum Berliner Meistertitel, aber er war stets ein gefürchteter sowie auch geachteter Gegner. Oft fingen die Partien nicht besonders spektakulär an, aber an Taktikfinessen und Endspielzähigkeit mangelte es ihnen nie.

Seit 1995 war er regelmäßig als Spieler für den BSC Rehberge in den Mannschaftskämpfen aktiv und hat dort auch bis ins hohe Alter kaum eine Partie verpasst. In dieser Saison spielte er alle Partien bis zur 5. Runde und holte am ersten Brett der Stadtliga 3,5 Punkte.

Ich selbst durfte mich auch einige wenige Male mit ihm auf dem Schachbrett messen, und, egal wie die Partie ausging, es folgte immer ein sehr angenehmes Gespräch und eine lehrreiche und oft amüsante Analyse, entweder am oder auch neben dem Schachbrett. Und auch in meiner Zeit als Präsident des Berliner Schachverbandes waren unsere Begegnungen stets geprägt von gegenseitigem freundschaftlichen Respekt. Ich werde mich gerne an ihn erinnern und bin traurig, dass es nicht mehr die Gelegenheit geben wird, mit ihm zu reden.

Mit Herbert Kauschmann verliert das Berliner Schach eine Persönlichkeit, die vielen in unvergessener Erinnerung bleiben wird.

Carsten Schmidt
(Ehrenpräsident)

Die Beisetzung findet am 14. Februar 2023, 11.00 Uhr, auf dem Friedhof Alt-Schmargendorf statt.