Verbandstag beschließt Beitragserhöhung

25. März 2013 im BVV-Saal im Rathaus Reinickendorf

Unspektakulär ging am vergangenen Montag der Verbandstag des Berliner Schachverbandes im Rathaus Reinickendorf zu Ende. Dabei gab es durchaus einige Themen, zu denen kontroverse Diskussionen zu erwarten waren: Passivstellung aller BSV-Mitglieder die Betriebsschach spielen, der erneute Versuch des Präsidiums die Beiträge zu erhöhen und die unerwartete und kurzfristige Absage eines schon länger angekündigten Verbandsturnieres. Viel Potenzial um die jährlich Ende März stattfindende Versammlung bis gegen Mitternacht auszudehnen. Dem Geschick der Hauptredner war es aber zu verdanken, daß Präsident Carsten Schmidt bereits nach wenig mehr als drei Stunden um 21.30 Uhr die Zusammenkunft schließen konnte.

Getagt wurde im Sitzungssaal der Bezirksverordnetenversammlung von Reinickendorf im Altbau des Rathauses. Im 1911 eingeweihten Gebäude soll dieser wunderschöne und architektonisch wertvolle Saal beide Weltkriege fast unbeschadet überstanden haben und nahezu im Originalzustand erhalten geblieben sein.
In diesem Ambiente eröffnete Carsten Schmidt um 18.18 Uhr den ordentlichen Verbandstag mit der Vorstellung der Ehrengäste. Aus dem politischen Bereich waren Dirk Steffel und Steffen Sambill erschienen. Dirk Steffel ist der Bruder des früheren Bürgermeisterkandidaten von Berlin, Frank Steffel und in der Bezirkspolitik von Reinickendorf tätig. Der 43-jährige CDU-Kommunalpolitiker arbeitet dort im Sport- und im Verkehrsausschuss. Der Jurist Steffen Sambill ist Kommunalpolitiker in Treptow-Köpenick, Mitglied im Sportausschuss des Bezirks und im Vorstand der Sportjugend des Landessportbundes.
Aus den Reihen anderer Schachverbände war vom Deutschen Schachbund der scheidende Sportdirektor Horst Metzing erschienen. Er vertrat den kurzfristig verhinderten DSB-Vizepräsidenten für Finanzen, Michael S. Langer. Die Fachvereinigung Schach (der Berliner Verband für das Betriebsschach) war durch Spielleiter Bernhard Riess und den neuen Vorsitzenden Olaf Ritz vertreten. Beide traten sogar einmal an das Rednerpult, was für Vertreter eines konkurrierenden Verbandes durchaus ungewöhnlich ist. Das seit 2004 anhaltende Tauwetter zwischen den Verbänden und der Antrag der Schachfreunde Siemensstadt hat das Seinige dazu beigetragen.
Zu den weiteren Gästen muß man natürlich den Ehrenpräsidenten des Berliner Schachverbandes, Alfred Seppelt zählen. Der 83-jährige Seppelt, der auf Krücken gestützt von einem seiner Söhne begleitet wurde, nahm auf dem Podium links vom Präsidium neben Seniorenreferent Werner Wiesner Platz.

In seiner Rede sprach Dirk Steffel (Foto links) über den Bezirk Reinickendorf und seine etwa 200 Vereine und über 80.000 ehrenamtlichen Helfer. Auch schachlich hat er das nötige Grundwissen auf dem Kasten. Die alten Weltmeister wie Kasparow, Karpow und Fischer kannte er mit Namen. Nur bei den neuen haperte es etwas, worauf Schmidt gern Nachhilfe gab. Die beiden kennen sich seit 25 Jahren. Auch einige andere Schachspieler kennt Steffel teilweise schon seit Jahrzehnten: Sitzungsleiter Martin Hamann, den leider schon verstorbenen Kommunalpolitiker Wolfgang Bethke und FM Oliver Zierke. Mit dem jetzt für den SK Norderstedt spielenden ehemaligen Berliner ging er sogar gemeinsam in die Grundschule.
Zum Abschluß wünschte Steffel dem Verbandstag einen guten und harmonischen Verlauf.

Bevor Steffen Sambill (Foto rechts) mit einer kurzen Rede und den Ehrungen für vier verdiente Nachwuchsfunktionäre fortfuhr, ergriff Olaf Ritz das Wort. Ritz war am 8. März als Nachfolger des zurückgetretenen Bert-Jürgen Hankow zum Vorsitzenden der Fachvereinigung Schach (FVS) einstimmig gewählt worden. Seiner Kandidatur ging ein gemeinsamer Vorschlag des ansonsten unveränderten FVS-Vorstandes voraus.

Olaf Ritz

Ritz hob besonders die gut funktionierende Terminplanung mit dem BSV hervor.[1] Positiv für ihn ist auch die gegenseitige und gut sichtbare Verlinkung der Internetseiten beider Verbände. Auch in Bezug auf den bereits erwähnten Antrag gab er das Motto "Kooperation statt Konfrontation" aus.
An Steffel gewandt meinte Olaf Ritz zum Schluß: "Sie kennen Carsten Schmidt 25 Jahre, ich aber schon über 30 Jahre". Das muß dann in der Schulzeit gewesen sein. "Da war ich so alt wie Jirawat" antwortete Schmidt darauf und schaute dabei zum 11-jährigen Jirawat Wierzbicki, der mit seinem Vater in der zweiten Reihe Platz genommen hatte. Jirawat sollte später stellvertretend für seinen erfolgreichen Verein TuS Makkabi eine Auszeichnung in Empfang nehmen.

Carsten Schmidt übernahm wieder das Wort und forderte die Anwesenden zu einer Schweigeminute für die seit März 2012 verstorbenen Schachspieler auf. Stellvertretend nannte er Günter Surawski, Eberhard Simon, Gernfried Bialas, Helmut Schmoll, Hans-Jürgen Reschke, Frank Koch und Gerhard Lüders.

Martin Hamann

Zum Versammlungsleiter wurde traditionell Martin Hamann berufen. Protokollantin wurde Geschäftsstellenmitarbeiterin Bettina Bensch - ebenso ohne Gegenstimmen. Sie hatte bis zu ihrer Wahl bereits das Protokoll geführt. Schmidt's Kommentar "Dann muß Bettina weitermachen" sorgte für Heiterkeit im Saal.
Für die Zählkommission, die allerdings so gut wie gar nichts zu tun bekam, wurden Felix Nötzel, Thomas Mothes und Robert Friedrich genannt. Die Feststellung der Stimmberechtigten war die einzige Aufgabe: 145 Vereinsstimmen und 9 Stimmen des Präsidiums und der Referenten. Die anderen Abstimmungen wurden von Martin Hamann grob geschätzt, wobei er einmal wohl etwas zu optimistisch schätzte. Das war aber nicht bei der Abstimmung über die Änderung der Tagesordnung. Die wurde widerstandslos angenommen.

Ehrungen

Helmut Hummel, Heinz Großmann, Steffen Sambill, Manfred Smala und Carsten Schmidt

Barbara Pehnke, Eckhard Gaerths, Manfred Smala und Heinz Großmann erhielten vom Landessportbund Berlin die SportjugendGratia in Gold 2012. Smala und Großmann nahmen die Auszeichnung direkt durch Steffen Sambill in Empfang. Pehnke und Gaerths erhielten ihre Auszeichnung bereits im November 2012.

Helmut Hummel

Landesjugendwart Helmut Hummel nahm anschließend die Auszeichnung für die Jugend-Mannschaft von TuS Makkabi vor. Mit Leonid Sawlin, Emil Schmidek, Alan-Ari Hübner und Jirawat Wierzbicki wurde Makkabi letztes Jahr erst in der U12 Norddeutscher und danach in der U14 Deutscher Meister. Für letzteren Erfolg wurden sie hauptsächlich geehrt. Jirawat Wierzbicki nahm stellvertretend für seine Mannschaft die Ehrenurkunde und Gutscheine für Schwarzlicht-Minigolf entgegen.

Silberne Ehrennadel für Heinz Großmann (mitte)

Heinz Großmann vom BSC Rehberge und Hans-Peter Ketterling erhielten aus den Händen von Helmut Hummel und Carsten Schmidt die Silbernen Ehrennadeln des Berliner Schachverbandes für die langjährigen Tätigkeiten in ihren Vereinen.

Die nicht anwesenden Atila Figura und Stefanie Schulz werden vermutlich im Rahmen der Berliner Schnellschach-Einzelmeisterschaft geehrt. Atila erhält eine Urkunde für den Deutschen Meistertitel U25 und Stefanie Silber für den Deutschen Schnellschachtitel der Frauen.

Beitragserhöhung kommt

Um 19 Uhr kam es zum ersten Höhepunkt der Versammlung: der Abstimmung über die Erhöhung der Vereinsbeiträge an den Berliner Schachverband (Erwachsene um 2 €/Jahr, Jugendliche um 1 €). Bevor das Votum vorgenommen wurde, sprach DSB-Sportdirektor Horst Metzing zu den Delegierten. Er verwies auf das zuvor verteilte Papier vom DSB-Vizepräsidenten für Finanzen, wo dieser genau dargestellt hatte wie und warum der DSB eine Beitragserhöhung im Mai auf dem Kongress in Berlin vornehmen will und wie wichtig dafür die Unterstützung der Mitgliedsverbände ist. Statt die 100.000-Mitgliedermarke zu erreichen, ist die Mitgliederzahl im DSB von 98.000 auf 92.000 gesunken, so Metzing in seiner Rede. Es werden "Kürzungen durch die öffentliche Hand" erwartet, der Zuschuß an die Deutsche Schachjugend soll erhöht werden, ebenso der für die Deutschen Meisterschaften. Zudem sollen die Ämter Sportdirektor und Geschäftsführer wieder getrennt werden. Metzing, der jetzt in Pension geht, war in beiden Funktionen in Personalunion tätig.

Horst Metzing

Zwölf Minuten später bat Martin Hamann um Meinungsäußerungen zur Rede und zum Antrag. Manfred Rausch, der Vorsitzende des SK König Tegel, machte sich Sorgen um die Höhe des Startgeldes für die 2. Bundesliga (200 Euro) und dessen Verwendung. Metzing meinte dazu, daß dies nichts mit den Beiträgen zu tun habe, sondern lediglich verwendet wird, um die Kosten zu decken. Rausch, der sich damit nicht zufrieden gab, hakte noch öfters nach, bekam aber von Metzing keine beruhigenden Antworten.
Wolfgang Hartmann, Vorsitzender der Schachfreunde Nord-Ost, lockerte mit seiner Frage, ob denn wirklich am 11. Mai auf dem DSB-Kongress die Beiträge erhöht werden, die Versammlung etwas auf. Metzing schmunzelte und orakelte, daß "eine gefühlte Mehrheit für die Erhöhung" wäre.

Carsten Schmidt

Um 19.21 Uhr übernahm Carsten Schmidt das Wort. Jetzt wurde es etwas konkreter, denn eigentlich geht es ja zuallererst um die Beitragserhöhung in seinem Berliner Verband. Im letzten Jahr gab es bei diesem Antrag je 63 Ja- und Nein-Stimmen bei vielen Enthaltungen. Dementsprechend legte sich Schmidt ins Zeug, dieses Mal das Begehren des Präsidiums überzeugender darzustellen. Obwohl ja die Argumente jedes Jahr dieselben sind, wie zum Beispiel in drei bis vier Jahren pleite, wenn der DSB seine Beiträge erhöht. Aber steter Tropfen höhlt den Stein. Zuvor gab es vor der alles entscheidenden Abstimmung noch einige Wortmeldungen.
Harald Krawczyk (RW Neuenhagen) wollte wissen welche Belastungen auf den BSV zukommen und wie sich das auf die einzelnen Mitglieder verteilt. Thomas Binder, der 1. Vorsitzende der Schachfreunde Siemensstadt, merkte an, daß der Hessische Schachverband gerade seine Beiträge gesenkt hat. Außerdem würde er gern wissen, wie der BSV beim DSB-Kongress abstimmen wird.
Jörg Schulz, 1. Vorsitzender der Schachfreunde Berlin und Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend (DSJ), zweifelte die Berechnungen von BSV-Schatzmeister Werner Koch an - vor allem im Kinder- und Jugendbereich. "Der BSV zockt ab" meinte er in Bezug auf die Unter-6-Jährigen, wo der DSB keine Beiträge verlangt, der BSV aber 6 Euro (statt 11) zukünftig in Rechnung stellen will. Carsten Schmidt widersprach sofort. "Von Jahr zu Jahr" gäbe es "mehr Kosten" bei den Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaften und im Jugendschach allgemein. Er verteidigte sich mit einem Gegenangriff: "Jörg Schulz ist als DSJ-Geschäftsführer direkt dafür verantwortlich."
Auf Thomas Binder's Einwurf mit der Beitragssenkung in Hessen, sagte Schmidt: "Ich weiß nicht was Hessen vorher für einen Beitrag hatte." Das klang, als ob der hessische Verband nur einen Marketinggag gemacht hätte. Erst kräftig erhöhen und dann mit einer Reduzierung punkten. "In Bremen wurde der Beitrag von 22 auf 28 Euro erhöht" führte Schmidt noch ein gegensätzliches Beispiel an.

Auf die Verbandstagteilnehmer schienen die Wortbeiträge besonders der Erhöhungsbefürworter auf offene Ohren zu treffen. "Mit großer Mehrheit" - Martin Hamann sparte sich das Zählen - wurde dem Beitragsaufschlag zugestimmt. Die einfachen Mitglieder werden davon ohnehin kaum etwas mitbekommen. Eher könnten sich Sorgenfalten auf den Stirnen der Vereinskassierer bilden, müssen sie doch ab 1. Januar 2014 für Erwachsene zwei und für Jugendliche ein Euro mehr an den Verband abführen.
Horst Metzing bedankte sich anschließend für "das klare Votum" und für den zuvor als Dank für seine wichtige Arbeit im DSB erhaltenen Wein, den er "nach diesem Beschluß zuhause gern trinken" wird.

Antrag auf Satzungsänderung

Martin Sebastian, Martin Hamann und Carsten Schmidt

Das Präsidium stellte einen Antrag auf Änderung des § 1 der Satzung. Zwei neue Punkte sollen hinzukommen:

(9) Der Verband verurteilt jegliche Form von Gewalt, unabhängig davon, ob sie körperlicher oder seelischer Art ist; er verurteilt jedwedes Verhalten, das das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung verletzt.

(10) Der Verband bekämpft jede Form des Dopings und tritt in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Schachbund für Maßnahmen ein, die den Gebrauch verbotener leistungssteigender Mittel unterbinden.

Erstaunlicherweise gab es keine geschlossene Mehrheit für die Satzungsänderung. Besonders beim Thema Doping war die Versammlung nicht einer Meinung. Aber auch der andere Punkt sorgte für Diskussionsstoff. Wolfgang Hartmann gab gar zu bedenken, daß es auch seelische Gewalt ist, wenn der Gegner mit einem Springer weniger weiterspielt. Trotz des allgemeinen Gelächters blieb Hans-Peter Ketterling nüchtern, und meinte, daß dies durch Turnierordnung und Regelwerk genügend abgedeckt ist.
Die Frage nach den Kosten einer Satzungsänderung - dies muß amtlich bestätigt werden - pegelte sich bei unter 50 Euro (Hans-Joachim Schilly) ein.

Für beide Punkte stimmten nach den Worten Hamann's jeweils eine Zweidrittelmehrheit, wobei seine Schätzung bei Punkt 10 für Unruhe im Saal sorgte. Eine genaue Zählung fand trotzdem nicht statt.

Aussprache über die Berichte

In der Bildmitte Wolfgang Hartmann

Kurz vor 20 Uhr war der Tagesordungspunkt 6 an der Reihe: die Aussprache zu den Rechenschaftsberichten der Verbandsfunktionäre. Hier gab es nur zwei Wortmeldungen. Manfred Rausch fragte nach der Zukunft des Mitteilungsblattes. Vizepräsident Martin Sebastian, der zuletzt auch Pressereferent war, antwortete ihm. Presse und Mitteilungsblatt sind seit Längerem unbesetzt. Es werden Ideen der Vereine für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit gebraucht und der Verband muß sich nach Außen besser darstellen: "Wir drehen uns im Kreis. Das wird eine ganz wichtige Aufgabe für die nächsten Jahre."
Rausch hakte nach und fragte nach dem geplanten Jahresalmanach und einer Internetzeitung, wie sie Frank Hoppe schon einmal in Aussicht gestellt hatte. "Die Homepage ist der Ersatz für das Mitteilungsblatt" antwortete ihm Carsten Schmidt und bezweifelte, daß es das Mitteilungsblatt nochmal geben wird: "Ist das Mitteilungsblatt im Internetzeitalter noch modern?!" Für ein Almanach fehlt im Verband die Kapazität und es wird ganz dringend ein Öffentlichkeitsarbeiter gesucht.

Wie schwer so eine Suche werden kann, zeigt sich auch in vielen anderen Verbänden. In Hessen ist das Amt weiter unbesetzt, beim DSB ist der Posten seit dem Rücktritt von Raymund Stolze im Januar 2012 ebenfalls verwaist. Potenzielle Kandidaten winken schnell ab, weil erstens sehr viel Arbeit dahintersteckt und zweitens der Pressearbeiter der Puffer zwischen Öffentlichkeit und Präsidium ist. Viel Zeit und ein dickes Fell sind die Grundvoraussetzungen um nicht zwischen den Fronten zerrieben zu werden. Vor allen Dingen, wenn nicht nur weichgespülte Berichte veröffentlicht werden, sondern der Pressearbeiter auch mal kein Blatt vor den Mund nimmt.

Die zweite Wortmeldung kam von Jörg Schulz und er nahm die Möglichkeit wahr, ein aus seinem Munde seltenes Lob an den Verband zu verteilen. Der BSV ist der erste Mitgliedsverband im DSB, der einen Kinderschutzbeauftragten eingesetzt hat. Das war's dann aber auch schon an Positivem. Schulz wollte auch gleich noch die Turnierabsage vom Wochenende zur Sprache bringen ("kein guter Stil"). Der Versammlungsleiter blockte aber sofort ab und verwies auf den Tagesordnungspunkt Verschiedenes.

Zum Bericht des Schatzmeisters gab es keine Wortmeldungen. Beim Bericht der Rechnungsprüfer hatte Wolfgang Hartmann die Ausgaben für den Ehrenpräsidenten zu bemängeln. Einer der Rechnungsprüfer, Hans-Joachim Schilly, gab aber an, daß diese Ausgaben von ihnen nicht kritisiert wurden. Schilly sprach sich dafür aus, daß Präsidium zu entlasten. Das geschah auch - einstimmig.

Etat 2013

Tagesordnungspunkt 10 war um 20.25 Uhr der Etatentwurf des Schatzmeisters Werner Koch. Der lag allerdings nicht in den Verbandstagsmaterialien vor, sondern wurde erst am Versammlungstag verteilt. Jörg Schulz meldete sich deswegen zu Wort. Er konnte nicht nachvollziehen, daß der Entwurf erst jetzt vorgelegt wurde und "Unterpunkte fehlen". "Man kann damit nicht arbeiten" bemängelte Schulz das Papier und kündigte die Ablehnung des Etats durch seinen Verein an.
Werner Koch verwies auf seine starke berufliche Belastung, weswegen er sehr oft die Wochenenden für die Verbandsfinanzen investieren muß und zudem manchmal noch wochentags in der Geschäftsstelle ist. Er muß drei verschiedene Etats führen: Gewinn- und Verlustrechnung, Kostenstellenrechnung und Etatrechnung.
Um 20.40 Uhr wurde der Etat mit wenigen Gegenstimmen angenommen.

Später warb Koch noch für sein Amt, wobei er mögliche Kandidaten unter den Anwesenden bereits jetzt mit seinen Worten "viel Arbeit" verprellt haben dürfte. 2014 feiert Koch sein 25-jähriges Jubiläum als Schatzmeister und er würde sehr gern abgelöst werden. Leider hat Wolfgang Rother von "Hertha 03 äh 06" (Gelächter) nach einem Herzinfarkt abgesagt. Und Carsten Schmidt meint immer nur zu ihm: "Wenn wir keinen finden, mußt Du eben weitermachen."
Selbst wenn Interessenten vor zuviel Arbeit nicht zurückschrecken, gibt es doch einige ausbildungstechnische Voraussetzungen für diese Aufgabe. Koch: "Eine Bilanzbuchhalterprüfung ist erforderlich für das Amt. Ein einfacher Vereinskassenwart reicht nicht." Damit falle ich dann schon mal aus dem Raster. Ich bin seit einem Jahr "einfacher Kassenwart" in meinem Verein.

Carsten Schmidt

Udo Pasternak ist wieder dabei

Die Wahl der Rechnungsprüfer stand als Nächstes auf der Tagesordnung. Diese dürfen nur zwei Jahre im Amt bleiben und können nach einem Jahr Pause wieder kandidieren. Punkt eins traf auf Hans-Joachim Schilly zu, der seinen Stuhl räumen mußte. Punkt zwei nutzte Udo Pasternak, von dem ich glaubte er wäre schon seit Jahrzehnten im Amt. Zu bekannt ist sein Name im Zusammenhang mit Rechnungsprüfungen. Man spürt ihn selbst, wenn er ein Jahr nicht da ist.
Nicht zur Disposition stand Wolfgang Rother, der erst letztes Jahr gewählt wurde und noch ein Jahr ranhängen darf.

Pasternak stand für seine Wiederwahl aber noch ein Gegenkandidat im Wege. Die Vorsitzende des Schach-Club Kreuzberg, Brigitte Große-Honebrink, hatte ihren Stellvertreter Dr. Ralph Püttner vorgeschlagen. Der erst seit 2011 im Vereinsschach aktive Naturwissenschaftler von der Freien Universität Berlin ist seit knapp einem Jahr Zweiter Vorsitzender in Berlin's größtem Verein. Im Berliner Schach ist Püttner noch gänzlich unbekannt - von Kreuzberg mal abgesehen. Er schlug sich auf eigenen Wunsch als Ersatz-Rechnungsprüfer vor. Pasternak, der nun als 1. Rechnungsprüfer allein kandidierte, als auch Püttner wurden einstimmig gewählt.

Weitere Anträge

Die Schachfreunde Siemensstadt hatten den Antrag gestellt, BSV-Mitgliedern die im Betriebsschach aktiv sind, im BSV den Status Passiv zu geben. Das würde bedeuten, daß diese Mitglieder in allen offiziellen BSV-Wettbewerben nicht mehr spielberechtigt gewesen wären - von der Feierabendliga einmal abgesehen, wo Passive mitspielen dürfen.
Carsten Schmidt gab zu bedenken, daß dieser Antrag eventuell nicht satzungskonform ist und schlug vor ihn zurückzuziehen. Antragsunterstützer Hans-Joachim Schilly (Siemensstadt) tat dies, forderte aber die Vereine gleichzeitig auf, dieses Thema - das Doppelspiel in FVS und BSV - zu sensibilisieren. Thorsten Groß, 1. Vorsitzender des Schachclub Weisse Dame, wollte danach vom FVS-Vorsitzenden Olaf Ritz eine Auskunft zu den aktuellen Entwicklungen im Betriebsschachverband. Ritz - ganz im Politikerstil - wollte aber "keine Spekulationen schüren, da der FV-Vorstand darüber noch nicht diskutiert hat."

Bernhard Riess outet sich als Football-Fan

Erfolgversprechender verhieß der Antrag der Schachfreunde Nord-Ost und acht weiterer Vereine zu werden. Im Wesentlichen geht es diesen Vereinen darum, dem langsamen Aussterben der 4. BMM-Spielklasse entgegenzuwirken, indem die Brettanzahl auf 6 reduziert wird. Dadurch wird vielleicht der ein oder andere Verein eine zusätzliche Mannschaft melden können, so daß die Existenz der 4. Klasse für die nächsten Jahre gesichert ist.
Landesspielleiter Andreas Rehfeldt empfahl die Annahme des Antrages: "Der Spielausschuss hat sich Gedanken gemacht." Der Stammtisch hatte den Spielausschuss deswegen eingeladen und "in anderen Landesverbänden wird in den unteren Klassen auch an weniger Brettern gespielt."
Harald Krawczyk äußerte Bedenken wegen des zusätzlichen Personals, "weil diese Mannschaften auch einen Mannschaftsleiter und Schiedsrichter benötigen."
FVS-Spielleiter Bernhard Riess befürwortete den Antrag. Sein Verband hat mit weniger Brettern in der untersten Klasse gute Erfahrungen gemacht: "Sonst hätten wir die D-Klasse schon auflösen müssen."
Rehfeldt war "gespannt auf das Meinungsbild". Mit wenigen Gegenstimmen und wenigen Enthaltungen wurde der Antrag angenommen.

TOP 13: Verschiedenes

Martin Sebastian

Kurz nach 21 Uhr kam dann endlich zur Sprache, was Jörg Schulz und vielen Anderen bereits unter den Fingernägeln brannte: die Absage des Vierer-Mannschaftsturniers beim SC Zugzwang am 24./25. März.
Vizepräsident Martin Sebastian setzte zu einer zwar kühlen aber doch emotional geprägten Rede an. Es tat ihm sehr leid das Turnier absagen zu müssen. Von 55 Vereinen haben nur 17 gemeldet und für ihn war das ein klares Votum, daß so ein Turnier nicht gewünscht ist. Die Einnahmen (25 Euro Startgeld je Mannschaft) standen in keinem guten Verhältnis zu den zu erwartenden Ausgaben. Im Startgeld war immerhin eine Rundumverpflegung mit Essen und Getränken enthalten. Bei nur 24 Mannschaften aus 17 Vereinen bliebe der Ausrichter SC Zugzwang und der Verband auf einem Minus sitzen. Wie schwer sich Sebastian die Entscheidung machte, die nach seinen Worten mit dem Präsidium vorher abgesprochen war, machte ein Satz deutlich: "Meine Nacht von Dienstag zu Mittwoch war wirklich nicht schön." Damit meinte er den 19. und 20. März. Kurz vor Mittwoch-Mitternacht informierte er die Öffentlichkeit über die Absage, nachdem er zuvor die meldenden Vereine informiert hatte.
Dr. Matthias Kribben, BSV-Präsident von 2004 bis 2010, erinnerte an das erste Turnier dieser Art im Rathaus Schöneberg im März 2010. Auch damals meldeten nur 24 Mannschaften. 30 kamen dann allerdings. Man muß sich auf die Austragung von ausgeschriebenen Turnieren verlassen können, so seine Meinung und auch sicher die vieler Anderer. Kribben: "Wir wollen doch alle nur Schach spielen!"
Heinz Großmann kämpfte in seinem Verein BSC Rehberge lange für das Turnier. Er hatte viel Mühe gleich für zwei Tage eine Mannschaft zusammenzubekommen. Der eine konnte Sonnabend nicht, der andere am Sonntag. Als die Mannschaft endlich stand kam die Absage.

Weitere Wortmeldungen zum letzten Tagesordnungspunkt im Stenogrammstil:

  • Landesjugendwart Helmut Hummel: Gestern (Sonntag, 24. März) war Girlsday. Gerade einmal 10 Mädchen - "eigentlich 9 Mädchen und davon eine, die ihren Bruder mitgebracht hatte" - zeigten Interesse. Der nächste Girlsday ist im August im Tierpark geplant.
  • Robert Schreck (Hertha) vermißt das Mitteilungsblatt, wo viele Informationen zu den kommenden Turnieren standen: "Nicht jeder sucht im Internet danach."
  • Carsten Schmidt dankt Matthias Kribben für die Hauptintention, Schach spielen zu wollen. Desweiteren will die Frauenreferentin Stefanie Schulz (die wegen der Deutschen Meisterschaft nicht anwesend war) die Deutsche Frauen-Blitzeinzelmeisterschaft nach Berlin holen. Welcher Verein ist interessiert an der Durchführung?
  • Olaf Sill informiert über eine Großfeldschachausstellung im Allee-Center am Wasserwerk Lichtenberg vom 8. bis 20. April. Es sind einige Rahmenveranstaltungen u.a. mit Robert Rabiega und Carsten Schmidt geplant.
  • Matthias Kribben hat Sponsoren für eine zentrale Endrunde der BMM gefunden und würde diese gern für 2016 organisieren. Eine große Mehrheit der Anwesenden begrüßte seine Idee, wobei Carsten Schmidt eine Einbindung des Verbandes zur Bedingung macht. Am 30. April 2006 fand die letzte Veranstaltung dieser Art statt.
  • Sebastian Müller informierte die Anwesenden über den Verlust des Spiellokals seiner SG Lasker Steglitz-Wilmersdorf: "Wir möchten in Steglitz bleiben. Wer Ideen für Räumlichkeiten hat, einfach bei uns melden!"
  • Hans-Peter Ketterling wünscht sich einen besseren Informationsfluß zwischen Verband und Vereinen, z.b. per Email an die Vereinsvorstände. Die Anwesenden unterstützten seine Idee durch Klopfen.

[1] Die Passage mit der noch nicht funktionierenden Terminplanung zwischen FVS und BSV mußte von mir entfernt werden. Der o.g. neue Text entspricht nicht meinem schriftlichen Protokoll.

Bearbeiter: Frank Hoppe | | Archiv: BSV - Nachrichten | ID: 824

Kategorien: Presse, Präsidium

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