Zwischenbericht: Europapokal mit den Schachfreunden Berlin, Emil Schmidek gewinnt gegen die Nr. 25 der Weltrangliste
Die 1. Runde wurde mit 3,5 Punkten gegen nominell deutlich schwächere Gegner überstanden. Souveräne Siege von Jonasz und Rainer, hoffnungsvolle, sehr gute Stellungen an den anderen Brettern. Johannes erzielte den 3. vollen Punkt. Das Zusammenspiel seiner vielen Figuren gegen die lahme Dame und einen noch lahmeren Läufer ist schön anzusehen.
Schließlich machte Sebastian mit einem Remis "den Sack zu". Puh, noch mal gutgegangen!
Abends wurde analysiert und besonders das Thema Zeitnot besprochen. Auf ein Neues!
In Runde zwei waren wir wieder von der ELO-Zahl her besser aufgestellt als der Gegner, ein Sieg war das Ziel. Schließlich wollen wir mal gegen die ganz Großen im kleinen Saal spielen! Am Vormittag wurde die Zeit aber trotzdem noch für eine Besichtigung von Rhodos Stadt genutzt.
Mit einem klaren Sieg - 4,5 zu 1,5 - wurde das gesteckte Ziel dann erreicht. Nach dem hohen Sieg kam direkt die Quittung: Wir spielen gegen Alkaloid mit über 2700 ELO-Durchschnitt. Wie bereitet man sich z.B. auf Erigaisi vor? Überall glühen die Rechner. Dabei gab es in der Nacht im Hotel eine totale Strom- und WLAN-Abschaltung. Leute, ladet all Eure Geräte und Powerbanks auf!
Rainer wies darauf hin, dass traditionell auch gegen viel höher gerankte Teams nicht zu Null verloren wurde, und liefert als Beweis die folgende Partie aus dem Jahr 2001 https://schachfreunde.berlin/kretischer-schachsommer/
Die 3. Runde begann mit einer Schweigeminute für Daniel Naroditsky. Imposante Gegnerschaft nimmt Platz. Eine Stunde ist gespielt, alle stehen gut, Johannes sogar etwas besser. Yu Yangyi guckt grimmig. Er hat schon eine halbe Stunde mehr Zeit investiert, Emil hat wohl mit der Vorbereitung ins Schwarze getroffen und denkt im 14. Zug das erste Mal etwas länger nach. Auch die anderen hatten durchweg einen guten Start.
Am Ende war es ein großartiger Fight! Ja, wir haben verloren, aber es war für den hohen Favoriten Allkaloid sehr, sehr knapp. Der Reihe nach:
An Brett 1 musste Lukas Dotzer gegen Erigaisi ran, der einfach mal 300 Elo-Punkte mehr hat. Die Eröffnung läuft nicht gut, aber Lukas kämpft sich zurück. Leider greift er dann mit Da7 (besser Dg3 mit nur leichtem Nachteil) fehl und verliert.
Jonasz Baum spielte mit weiß gegen Wei. Großartige Vorbereitung und klarer Stellungs- sowie Zeitvorteil. Leider lässt er nach schwarzem g5 Sf5 aus, weil er ein Detail übersieht. Danach lässt der Chinese die Muskeln spielen. Da war mehr drin, zu schade.
Schmidek an Brett 3 durfte gegen Yu ran. Caro-Kann. Die Variante hatte Emil mit Rainer Polzin beim stundenlangen Warten auf einen Zug vor einiger Zeit in einem Bahnhofscafe analysiert. Und seitdem alle Feinheiten gewiss dreimal mit den Engines überprüft. Yu spielt ordentlich, übersieht dann aber das geniale Qualitätsopfer Txh3. Er will kein ausgeglichenes Endspiel und wird dann nach allen Regeln der Kunst überspielt. Ein Meisterwerk, eine der besten Partien eines Spielers der Schachfreunde in einem Mannschaftskampf ever.
Johannes Florstedt war ebenfalls gegen Aravindh sehr gut vorbereitet. Klarer Vorteil, aber leider blickt Johannes nicht durch, kommt schnell auf Abwege und verliert.
Der Gegner von Sebastian Poltorak, der Serbe Indjic, war krank, acht (!) Schiedsrichter diskutieren darüber, ob daher vor dem 30. Zug Remis vereinbart werden darf. Irgendwann siegt der Menschenverstand.
Einige Vorteile hatte auch Rainer Polzin gegen Velic. Die Eröffnung sieht etwas krumm aus, aber Schwarz hat Entwicklungsprobleme. Eine Fehlentscheidung kostet den Vorteil. Remis.
Insgesamt 2-4, aber ein toller Fight gegen einen Turnierfavoriten. Und es war mehr drin!
Heute geht es gegen St. Pauli, die mit einem schlagbaren Team antreten.

Kategorie: Turniere