Bogdan Tomin gewinnt Kurt-Richter-Gedenkturnier
Nach dem Spitzenduo folgten die Schachfreunde Adrian Sitte (SK Tempelhof), Sergej Krefenstein (TuS Makkabi Berlin) und Matthias Ahlberg (SG Weißensee) mit je 5,5 Punkten. Insgesamt nahmen 86 Schachfreundinnen und Schachfreunde aus fünf Ländern an dem beliebten Traditionsturnier teil. Neben den Startern aus Berlin und Umgebung, Hamburg oder München konnten auch Spieler polnischer, lettischer, serbischer und türkischer Nationalität begrüßt werden. Aus München reiste mit Olga, Heinrich und Greta Grunert eine komplette Familie an.
Gespielt wurden sieben Runden im Schweizer System, wobei die ersten drei Partien im Schnellschach und die anderen vier Spiele im Turnierschach zu absolvieren waren. Letztere Partien werden zur DWZ-Auswertung eingereicht. Spielstätte war zum ersten Mal das Rathaus von Berlin-Mitte, und der dortige Robert-Havemann-Saal bot ein großartiges Ambiente für das Turnier. Es machte Freude, auf das bunte Feld zu sehen, in dem vom Knirps bis zum Großvater alle Altersklassen vertreten waren.

Im Teilnehmerfeld befanden sich sechs Frauen und Mädchen, die den Herren einen großen Kampf lieferten. Der Berichterstatter erfuhr dies selbst in der letzten Runde am eigenen Brett gegen Sibylle Guder (SF Berlin), die mit 4,5 Punkten beste Dame wurde. Der älteste Teilnehmer war Christian Timm (Jahrgang 1943) - SV Königsspringer Herzberg, die beiden Jüngsten waren Greta Grunert (FC Bayern München) und Daniel Iachanou (SF Sasel 1947), jeweils 2011 geboren.
Es gab viele Kategoriepreise, hier die Übersicht:
- Rating U1900: Ingo Sommer (SC Kreuzberg)
- Rating U1750: Daniel Iachanou (SF Sasel)
- Rating U1500: Le Tung (Queer Springer)
- Rating U1400: Paul Sellhast (Sfr. Nord-Ost)
- 1. Platz Frauen: Sibylle Guder (Sfr. Berlin)
- Bester Senior: Matthias Ahlberg (SG Weißensee)
- Bester Nestor: Johannes Müller (Eintracht)
- 1. Platz U18: Kay Hoffmann (Barnimer Schachfreunde)
- Beste Mannschaft (3 Spieler gewertet): SC Kreuzberg


Die SG Narva mit ihrem Vorsitzenden Thomas Mothes an der Spitze hat ein großes Lob für die vorzügliche Organisation des Turniers verdient. Das vom Internationalen Schiedsrichter Martin Sebastian geleitete Team mit seinen Kollegen Thomas Mothes, Jonatan Schenk und Torsten Eichstädt hatte dank der fairen Einstellung aller Teilnehmer keine Streitfälle zu lösen. Für das leibliche Wohl sorgte das Küchenteam von Klaus Brinckmann. Der Siegerpokal konnte sich durchaus sehen lassen.
Auf Anregung des Chronisten wurde beim Kurt-Richter-Turnier wieder ein Schönheitspreis ausgelobt. Es gewann die folgende scharfe Partie, in der viel geopfert wurde und der Kampf mal zur einen, mal zur anderen Seite hin wogte. So ähnlich ging es früher auch in vielen Partien Kurt Richters zu.
Kurt Richter hätte an dieser Partie ganz sicher seine Freude gehabt. Der Internationale Meister war einer der stärksten Berliner Spieler seiner Zeit, der einen scharfen Angriffsstil pflegte. In seinen Partien brannte, wie es so schön heißt, regelmäßig das Brett. Zugleich war er ein brillanter Schachschriftsteller, der es wie kaum ein anderer verstand, in Zeitschriften und Büchern sehr vielen Menschen die Schönheit des Spiels auf den 64 Feldern nahezubringen. Gründe genug, den „Scharfrichter“ mit einem Turnier zu ehren. Die Idee stammte von Großmeisterin Edith Keller-Herrmann. Die Grand Dame des deutschen Frauenschachs schlug 1980 vor, so ein Gedenkturnier zu veranstalten.

Und damit kommt der „Vater“ des Turniers ins Spiel. Gerhardt Mietzelfeldt, Ehrenpräsident des Berliner Schachverbandes, hat sich als nimmermüder Organisator und Förderer des Schachs nicht nur in Berlin einen Namen gemacht. Viele Jahre lang leitete er den Bezirksfachausschuss Schach im Ostteil der Stadt. Gerhard griff den damaligen Vorschlag begeistert auf und organisierte gemeinsam mit engagierten Schachfreunden seiner SG Grün-Weiß Baumschulenweg das erste Kurt-Richter-Gedenkturnier. Es fand an zwei Wochenenden im Februar 1981 statt. Niemand hätte damals gedacht, dass daraus eine so lange Tradition werden würde. Der heute 86-jährige Schachveteran erinnert sich: „Das erste Turnier fand unter meiner Regie mit 102 Teilnehmern in einer Neubauschule in Berlin-Marzahn statt. Es kam sehr gut an, und in den folgenden Jahren wuchsen die Teilnehmerzahlen. Sie waren immer dreistellig. Bis zur Wende 1990 erfreute sich das Kurt-Richter-Turnier großer Beliebtheit, insgesamt waren es über 2.000 Teilnehmer. Nach der Wende fanden nur wenige Turniere statt, mit insgesamt etwa 450 Teilnehmern. In den „Ruhejahren“ gab es aber fünf stark besuchte Kinder- und Jugendturniere zu Ehren Kurt Richters, dort war Michael Rätsch sehr aktiv. 1999 erkämpfte z.B. Atila Figura in der Klasse U 12 den ersten Platz."
Gerhardt Mietzelfeldt sorgte aber dafür, dass die Tradition weiterlebt. Mittlerweile hat er den Staffelstab an jüngere Schachfreunde seines jetzigen Vereins SG Narva Berlin übergeben, ist aber immer noch Mitglied der Turnierleitung. „Seit einem Jahrzehnt läuft die Veranstaltung wieder regelmäßig unter der Regie der SG Narva. Ich werde inzwischen von Thomas Mothes und vielen anderen Mitstreitern des Vereins tatkräftig unterstützt. Man muss ja die Arbeit in jüngere Hände legen. Ich hoffe, dass unsere Turniere noch lange weitergehen und so erfolgreich sein werden wie in der Vergangenheit. Das Interesse ist nach wie vor sehr groß. Es nehmen ja bis heute auch immer Schachfreunde teil, die nicht in Berlin wohnen.“
Als ein Teilnehmer der ersten Stunde, dessen schachlicher und beruflicher Lebensweg eng mit dem Kurt-Richter-Turnier verbunden ist, sage ich danke und wünsche dem Wettbewerb ein langes Leben.
Noch eine muntere Partie mit Anmerkungen des Siegers.
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